Döllinger

Döllinger
Dọ̈llinger,
 
Johann Joseph Ignaz von (seit 1860), katholischer Theologe und Kirchenhistoriker, * Bamberg 28. 2. 1799, ✝ München 10. 1. 1890; Professor in Aschaffenburg (1823) und München (1826), seit 1873 Präsident der Bayerischen Akademie der Wissenschaften; geprägt vom Barockkatholizismus, von der naturphilosophischen Ideenwelt F. W. J. von Schellings und von der von Frankreich nach Deutschland übergreifenden kirchlichen Erneuerung und deren Verbindung mit der katholischen Romantik. Als ultrakonservativer Publizist umstritten, als Kirchenhistoriker von Rang ausgewiesen, erreichte er den Höhepunkt seines Einflusses als Berater der deutschen Bischöfe auf der ersten deutschen Bischofskonferenz 1848 in Würzburg und als Wortführer der katholischen Rechten in der Paulskirche (1848), v. a. durch sein Eintreten für eine mit Rom verbundene deutsche Nationalkirche. Döllinger geriet seit 1860 zunehmend in Konflikt mit der römischen Kirche. Nach seinem vergeblichen Versuch, in Aufsehen erregendem literarischem Kampf (unter den Pseudonymen »Janus« und »Quirinus«) die Verkündung der päpstlichen Unfehlbarkeit und des päpstlichen Jurisdiktionsprimats zu verhindern, erklärte er, die neuen Dogmen nicht anerkennen zu können, womit er der altkatholischen Kirche ihre theologische Grundlage gab. Trotz seiner Exkommunikation (1871) durch die römisch-katholische Kirche, die er als im Gewissen nicht bindend ansah, übernahm Döllinger nie eine geistliche Funktion in der Kirche der Altkatholiken.
 
Werke: Lehrbuch der Kirchengeschichte, 2 Bände (1836-38); Die Reformation, 3 Bände (1846-48); Christentum und Kirche. .. (1860); Kirche und Kirchen, Papstthum und Kirchenstaat (1861); Die Papstfabeln des Mittelalters (1863); Über die Wiedervereinigung der christlichen Kirchen (1872).
 
 
J. Friedrich: I. von D., 3 Bde. (1899-1901);
 J. Finsterhölzl: I. von D. (Graz 1969, mit Bibliogr.);
 W. Brandmüller: I. von D. am Vorabend des 1. Vatikanums (1978);
 P. Neuner: Stationen einer Kirchenspaltung. Der Fall D. - ein Lehrstück für die heutige Kirchenkrise (1990).
 

Universal-Lexikon. 2012.

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